Ich habe lange geglaubt, dass es etwas gibt im Leben, dass richtig und falsch ist.
Etwas, woran ich mich festhalten kann, wie die zehn Gebote zum Beispiel.
Die wurden auch erfunden, damit die Menschen sich an etwas festhalten können.
Damit sie sich nicht die Köpfe einschlagen und miteinander auskommen.
Warum war das denn nötig? Warum ist das denn immer noch nötig:
Regeln aufzustellen, damit wir uns nicht die Köpfe einschlagen?
Und warum tun wir es trotzdem?
Die Antwort, die ich für mich gefunden habe ist recht einfach: Weil wir
überlagert sind mit Vorstellungen davon, was Richtig und was Falsch ist.
Jeder für sich.
Das Meinungs-Brett vor dem Kopf
Hier rühren wir an eine der grundlegendsten Fragen:
Ist der Mensch von Natur aus gut? Aber dazu müssten wir erst mal klären,
was ist Natur und was ist eigentlich gut?
Ich finde wir müssen die Antworten darauf von Grund auf neu erforschen.
Jeder für sich.
Es geht nicht um Studien, Wissenschaft und Experimente. Es geht um die
elementarste Qualität von Leben. Und zu dieser Empfindung, zu diesem
Geschmack, zu dieser Wahrnehmung hat jeder Mensch Zugang. Jeder.
Aber nicht jeder hält sie aus.
Denn um sie zu erfahren, braucht es innere Bewegungslosigkeit. Reines Sehen.
Ob mit oder ohne Augen. „Calm your mind and see“, war ein Rat,
den mir Eli Jackson-Bear letztes Jahr gegeben hat, als ich ihm eine ganz
aufgeregte Videoanfrage geschickt hatte. Ich sah die Möglichkeit ihn zu
interviewen und dachte, wenn ich persönlich frage, dann ist es besser.
Be-geisterung schafft Ent-geisterung
Wie ein aufgeregtes Hühnchen zeigte ich meine Begeisterung und flatterte
mit den Flügeln. Ich wollte mit ihm darüber sprechen, wie wir uns befreien
können von all den Vorstellungen, Konditionierungen und Meinungen.
„Calm your mind and see.“ – „Besänftige Deinen Verstand und sieh hin…“,
bekam ich als Antwort. Ich war enttäuscht. Erst viel später verstand ich, was er
mir damit sagen wollte: Es ist der einzige Weg die maßgebliche Qualität des
Lebens zu erfassen.
Es ist ein so einfacher Satz, der dennoch so viel enthält: Sei bereit von Dir
abzusehen, sei bereit Dich zu beruhigen, sei bereit zuzuhören, sei bereit in
den Hintergrund zu treten, sei bereit etwas viel Größerem als Dir den
Vortritt zu lassen, sei bereit darin zu verschwinden…sei bereit alles fallen
zu lassen, was Du glaubst über Dich und das Leben zu wissen…
Langsam, ganz langsam komme ich in die Nähe dieser Lebensempfindung.
Es geht hier nicht um Glück im üblichen Sinn. Glück ist kein Höhepunkt, auf
dem wir ewig verweilen. Keine starke Emotion, die uns ständig die Tränen
aus den Augen treibt und „Ich bin ja so glücklich!“ schreien lässt…
Was ist Glück?
Glück ist so einfach, so still, so leicht. Das was ich sehe, wenn ich meinen
Verstand besänftige, ist alles durchdringende Annahme.
Vollkommene Akzeptanz. Es ist das So – Sein der Welt.
Und in dieses So – Sein bist Du eingebettet, bin ich eingebettet, wir sind
darin verwoben. Und nur der Verstand, der blind ist für dieses Sehen,
kann sich einbilden davon isoliert zu sein.
Er ist ja auch gar nicht dafür gemacht, das zu sehen. Der Verstand ist dazu
da, um diesem Sehen kreativen Ausdruck zu verleihen. Der Verstand ist ein
Spieler, er ist herrlich in seiner Brillanz und endlosen Vielfalt
seiner Möglichkeiten.
Der Maler ist das Leben
Aber er ist lediglich der Pinsel. Der Maler ist das Leben. So lange wir aber
glauben, wir hätten etwas in der Hand, so lange wir glauben, wir selbst wären
der Maler unseres Lebens und könnten Dinge verhindern oder herbeiholen,
so lange werden wir uns die Köpfe einschlagen und keine Regeln der Welt
werden uns davon abhalten.
Die gute Nachricht ist: Du kannst sofort anfangen, Annahme zu praktizieren.
Fang an da zu bleiben, wo Du bist. Was bewegt sich gerade in Dir? Was
spürst Du in diesem Moment? Welche Empfindungen sind da wirklich?
Sei damit. Bleib damit, mach daraus keine Geschichten wie es besser zu sein
hätte, anders, schöner, größer, höher, weiter, wie auch immer.
Nimm an, was sich jetzt gerade in Dir spielt und sieh hin. Geh nicht zum
Kühlschrank, wenn Du traurig bist, greif nicht zur Zigarette, wenn Du nervös
bist, trink Dir keinen an, wenn Du verzweifelt bist, hau nicht ab, wenn Du
kritisiert wirst, schlag nicht um Dich, wenn Du Angst hast, verstärke nichts
und zieh nichts in die Länge, wenn Du happy bist…
Renne nicht weg vor Dir selbst
Bleib mit den Gefühlen und lass sie durch Dich durch gehen. Mach keine Story.
Das ist ein wunderbarer Rat, den mir Daniel Herbst gegeben hat. Ich bin
glücklich, dass es so schöne Geister gibt, die diesen Weg bereits gegangen sind.
Man kann ihnen ein Stück weit folgen, um dann selbst zu entdecken…
um dann einfach selbst zu entdecken, was geschieht.
Die basale Qualität des Lebens ist reine Liebe. Nicht der Mensch ist von Natur
aus gut. Das Leben ist es, in seinem Urgrund. Wenn der Mensch versteht, dass
ihn nichts von diesem Leben unterscheidet, dann gibt es keinen Grund mehr für
ihn auf seinem Recht zu beharren, Befürchtungen zu haben, Vorstellungen
zu folgen oder seinen Vorteil herausschlagen zu wollen.
Es erscheint ihm dann schlicht und einfach absurd. Und das können wir
erkennen. Das wäre wirklich eine echte Revolution, ohne Revolutionäre,
im transzendenten Sinn der alten französischen Botschaft:
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!
Das Leben ist die Bühne. Du bist das Leben.
Solange wir aber noch davon träumen, dass jeder allein auf seiner Bühne
steht und es da draußen ein Publikum gibt, dass uns ausbuht oder beklatscht,
so lange werden wir gefangen sein in unseren Vorstellungen von der
Sinnhaftigkeit von Recht und Ordnung.
So lange werden wir nur einen Bruchteil unserer Möglichkeiten ausspielen,
so lange werden wir Raupen sein und keine Schmetterlinge.
In Verbundenheit, Deine Nicole
Hier kommst Du zu einem Podcast Gespräch zwischen mir und
Daniel Herbst, in dem es darum geht, wie uns Vorstellungen von
Erklärungsmodellen des Lebens von uns weg bringen.
Was hilft uns bei uns zu bleiben?
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