In jenem Moment, als die Zeit verrutschte, saß ich frühmorgens in der Bäckerei und hielt mich an meinem Kaffee fest. Ich sah verschlafen auf die Menschen, die ihre Brötchen bestellten und die Verkäuferinnen, die sie einpackten. Mechanisch, auf Vollautomatik, mit eingeübtem Lächeln.
Das Licht fiel weich und warm auf die frisch aufgebackenen Brötchen und tauchte sie in einen rötlichen Schimmer. Alles strahlte eine aufgesetzte und dennoch angenehme Geborgenheit aus.
Wohin gehen eigentlich die Momente? Diese Frage stand plötzlich in meinem Kopf, wie der dicke Mann, der mir jetzt die Sicht auf die Theke versperrte. Vorher war er nicht da. Wo sind die Leute hin, die vorher da waren? Wo ist der Augenblick hin, als ich die Bäckerei betreten habe?
Alles nur in meinem Kopf
Es ist alles nur noch in meinem Kopf. Mein gesamtes Erleben spielt sich vor meinen Augen ab und verschwindet dann in meinen Kopf. Oder ist es vielleicht sogar die ganze Zeit schon dort? Und wo ist mein Kopf, wenn alles darin sein soll? Eine endlose Verschachtelung tat sich vor mir auf.
Nein. So nicht.
Nochmal. Wo gehen all die Momente hin? Wo ist die Vergangenheit? Sie existiert einzig und allein in meiner Vorstellung. Meine Vorstellung? Die Zukunft ist ebenfalls dort. In meiner Vorstellung.
Die Vergangenheit und die Zukunft existieren ausschließlich in unserer Vorstellung.
Die Gegenwart ist der Ort, an dem wir atmen, an dem wir leben. An dem wir sind. Wenn, ja wenn wir anwesend sind. Wenn wir nicht in unseren Vorstellungen verschwinden. Von der Vergangenheit, von der Zukunft…
Dieser Text würde ausgewählt und erscheint in meinem Buch
„Neuland – In Resonanz mit dem Leben“, das ich zusammen mit Daniel Herbst
geschrieben habe. Es erscheint Ende Mai im Noumenon Verlag.
Du kannst es bereits vorbestellen und dann dort weiterlesen ;-).
In Verbundenheit, Nicole