Hier brauchst Du keine Träume mehr. Hier erkennst Du, dass Träume so billig sind wie verheißungsvoll schillernde Bastelfolie. Egal wie schön sie sich anfühlen, egal wie schön sie aussehen, egal, was sie Dir versprechen. Oh, habe ich geträumt, mein ganzes Leben habe ich verträumt!
Träume und Idealvorstellungen führen Dich maximal von Dir und dem, was eine echte Möglichkeit für Dich sein könnte, weg. Sie sind eine katastrophale Zeitverschwendung. Eine Beschäftigung, die Dir so schadet, wie massenweise Heroin, ohne dass Du es erkennst. Es fühlt sich ja so gut an, Dich weg zu träumen aus dem Leben, wie es sich Dir zeigt. Woanders ist es immer besser, heller, schöner als hier, das wollen sie Dir weismachen.
Eine echte Möglichkeit … Etwas, das aus Dir heraus entsteht, das nur mit Dir zu tun hat, und nichts mit den angstvoll zitternden Zwiebelschichten Deiner Konditionierung, die Deinen Verstand belagern, vernebeln, ver-zwei-feln lassen. Es ist etwas, das sich ganz natürlich aus Dir heraus entfaltet, wenn Du es lässt. Wenn Du die Blume nicht am Wachsen hinderst, allein durch Deine Vorstellung davon, wie sie auszusehen hat.
Liebe Dich selbst heißt: Liebe das Leben
in Dir
Du folgst all den Vorstellungen, die in Dich eingepflanzt wurden, denen Du viel mehr glaubst als diesem leisen Empfinden von Dir. Der hintergründigen Ahnung, dass es nicht wahr sein kann, was Du alles über Dich weißt, über Deine Unzulänglichkeit, Deine Falschheit, Dein Versagen…
Liebe Dich selbst heißt: Liebe das Leben in Dir, wie es sich regt … Es heißt nicht: Mach den ganzen Tag Deinen oberflächlichen Stimmungen gemäß, was Du willst! Es heißt: Sei still und höre hin, was wirklich auf Deiner inneren Bühne aufgeführt wird. Nimm den Rotfilter Deiner Vorstellungen weg, setz die Brille ab! Versuche nichts an der Tragikomödie zu ändern, sieh hin und entlarve, durchschaue das falsche Spiel!
Dann verblasst es immer mehr. Die Bühne, die schlechten Schauspieler, das Theater, der Ort … und Du stehst nackt vor Dir als das, was sich ereignet. Unvorhergesehen, folgerichtig, im Einklang mit sich selbst.
Doch dazu bedarf es einer unbedingten Stille gegenüber den Gedanken, die den Jahrmarkt Deiner Gefühle beherrschen. Ein Desinteresse an der ewigen Begrenzung Deiner selbst.
Folge Dir selbst in Deinen echten Empfindungen
Mir wird klar, dass es keinen Weg dahin gibt, weil ich dort angekommen bin, von wo aus sich alles augenblicklich aus sich selbst heraus entwickelt. Und so war es schon immer, ich habe es einfach nicht gesehen. Und dennoch war es ein Weg dahin! Was für ein Halleluja! Das Erkennen dessen, wirklich nichts zu wissen, ist ein Erkennen, das sprachlos macht und glücklich. Ich kann mich ergeben! Ich kann mich hingeben! Ich kann einfließen in den Ozean der Entfaltung, den ich in mir selbst erfahre als das, was ich wirklich empfinde, ohne die Störung durch meine Bedenken, Meinungen, Zweifel …
In jedem Augenblick, den ich erlebe, folge ich meinem Erfahrungsfaden. Ausschließlich ihm und muss nun endlich nichts mehr analysieren oder verstehen. Was empfinde ich jetzt? Das ist was sich gerade demonstriert. Was begegnet mir gerade? Dem gehe ich nach. Und das hat nichts mit Launenhaftigkeit zu tun. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, wie diejenigen gerne unterstellen, die ausschließlich mit dem Verstand denken.
Ich bin nicht mehr im Geringsten an meinen Gedanken interessiert. Dabei war ich über die Maßen fasziniert vom meinem Verstand. Jetzt erkenne ich seine grandiosen Limitierungen. Ich erkenne den kleinen Radius in dem er sich immer bewegt hat. Das enge Feld dessen,was er mir zugestanden hat, als Ich.
Alte Gewohnheiten verblassen
Ich sehe, wie die Hand meiner Aufmerksamkeit nach diesen Gedanken greift, eine alte Gewohnheit, die sich noch immer spielt. Aber es interessiert mich nicht mehr. Ich verschenke und verstreue meine abertausend üblen, berechnenden, festgefahrenen, leidenden, schmählichen Gedanken über mich und die Welt mit hoher Freude, wie Vogelfutter im Park.
Lachend springe ich in den Abgrund, der mich trägt. Es ist so viel mehr, als ich je erfassen werde. Es ist eine solche Herrlichkeit, dass ich weine. Es gibt nichts anderes als das, was hier ist. Nichts.
Jedes Wort ist so armselig, wie ein Haufen dürrer Knochen, der auf den Menschen hinweisen soll. Alles, was ich erreichen wollte, ist ein Witz angesichts der Offenbarung, die sich mir eröffnet, wenn ich von hier aus blicke. Ich liebe das Leben so sehr, dass ich es nicht mehr verhindere. Ich stelle es nicht mehr in Frage, ich wehre mich nicht mehr gegen das, was es mir zeigen will. Ob es Freude ist oder Schmerz … ganz gleich, ich nehme es! Ich lasse es durch mich durch.
Ich wehre mich nicht mehr gegen die Veränderungen, die es mir auferlegt. Ich ergebe mich wie eine angeschossene Taube, die zu Boden fällt und dort aufgekommen merkt, dass ihr nichts fehlt!
Ich lasse zu, was ich wirklich fühle
Ich lasse zu, was ich wirklich fühle. Ich muss niemandem mehr genügen. Weder dem, der mich liebt, noch dem, der mich nicht liebt. Ich habe keine Angst mehr davor falsch zu liegen. Ich habe keine Angst mehr davor mich auszudrücken, ich habe keine Angst mehr vor dem Ungewissen.
Ich atme, ich lebe, ich liebe. Hier und jetzt. Ich bin eingebettet in mich selbst, ohne zu wissen, wer oder was das ist. Ich verschwinde darin und finde mich in allem wieder als sich selbst
entdeckendes Leben durch die Form, die es hier angenommen hat.
Was übrig bleibt ist Erleben. Pures, ein-faches Selbsterleben. Es ist so leicht auf Luftkissen zu gehen, wenn ich von mir lasse. Das Ende der Träume von mir selbst. Der Anfang der Wirklichkeit dessen, was ich bin. Mit jedem Atemzug falle ich tiefer und tiefer in den Zustand jenseits von Glauben und Hoffen, diesseits von nackter Gewissheit dessen, dass ich in der universellen Ordnung meinen Platz eingenommen habe als einfacher Teil und großes Ganzes.
In Verbundenheit, Nicole