Ich habe immer gedacht, dass ich nur genau genug oder lang genug oder an den richtigen Orten suchen muss, um in mir das zu finden, was ich eindeutig als mich selbst erfühlen kann.
Je weiter ich aber den Pfaden gefolgt bin, die sich durch diese Suche vor mir aufgetan haben, um so offensichtlicher wurde, dass das, was ich als mich selbst erfahre, nichts Feststehendes ist.
Es ist weder fassbar noch lokalisierbar. Ich wollte immer meinen eigentlichen Kern finden, und glaubte, ihn durch genug Vertrauen in mich selbst entdecken zu können. Doch was ich fand, ist ein Lebensfluss, der keinen Anfang und kein Ende hat. Ich erlebe, dass ich ein Erfahrungsfeld bin, das sich selbst entdecken kann, solange es in diesem Körper weilt.
Dieses Erfahrungsfeld, das ich bin, spiegelt sich in allem wider, was mir begegnet. In den Jahreszeiten, in den aufplatzenden Blüten im Frühling, in den welken Blumen in der Vase, im beständigen Formenwandel der Wolken am Himmel …
im Kommen und Gehen, im Leben und Sterben. Dieses Erscheinen und Vergehen in mir: die Gedanken, Empfindungen, die verschiedenen Düfte des Lebens, erleben sich selbst, wenn sie sich unbehelligt entfalten dürfen.
Wenn dem nichts entgegentritt, das die Vielfalt des Erlebens beschränken will – wenn da nichts ist, was Angst hat sich radikal zu erleben, sich unbedingt in Erfahrung zu bringen … Wenn Schmerz, wenn Angst, wenn Traurigkeit sich selbst erleben dürfen, ist da kein Schmerz, der in mir Leiden verursacht, ist da keine Traurigkeit, in der ich ertrinke, ist da keine Angst, die mir Angst macht. Ich als Bezugspunkt dieser Erfahrungen verschwinde in der Erfahrung und die ist in sich immer still.
Dieses Erleben ist sehr glücklich, sehr leicht, solange ich es so erleben kann. Wenn wir fühlen können, wie erhebend es ist, durchlässig zu werden für das, was durch uns fließt, dann kann es nur noch ein Ziel geben:
Im Leben zu mir kommen
Wie schaffe ich es mich oberhalb der Problemzone aufzuhalten, als die ich mein Leben bisher betrachtet habe? Je dichter das ist, was ich als mich selbst empfinde, umso schwerer erscheint mir mein Leben. Umso aussichtsloser, freudloser, mechanischer, unverbundener, konflikthafter und begrenzter fühlt es sich an.
Wenn ich die wahre Natur dieses Lebensflusses in mir erkenne, dann erfahre ich am eigenen Leib, was es heißt im Leben zu mir zu kommen. Ich erfahre das Wunder, in das ich eingebettet bin, dessen Teil ich bin und dessen Verursacher. Die freie Sicht in mir, ermöglicht mir eine Erfahrung, die jenseits dessen ist, was ich bisher als mich selbst erfahren habe.
Es gibt eine Instanz in uns, die sehenden Auges alles aufzeichnet, was wir wahrnehmen. Alles, was wir erleben, spielt sich vor diesem reinen Sehen ab, nichts bleibt ihm verborgen.
Die Anwesenheit, die wir sind
Je deutlicher ich diese Anwesenheit in mir erfahre, um so freier werde ich Zulassen, was ich wirklich fühle. Sie ist einzig im Tiefschlaf abwesend, wenn wir wieder eintauchen in jene Stille, die alles zu sich nimmt. Solange wir „wach“ sind, ist diese Anwesenheit da. Und wenn wir uns noch tiefer auf sie besinnen, bemerken wir, dass sie uns so nah ist, wie unser unermüdlich schlagendes Herz. Und wenn wir ganz mutig sind, lassen wir diese Erfahrung noch näher an uns heran …
Jetzt muss ich mir selbst nichts mehr vormachen, jetzt komme ich in Frieden mit meiner Lebensangst. Die Angst macht mir keine Angst mehr. Ich erkenne mich als das Flussbett meiner fließenden Erfahrungen und kann sie sein lassen, wie sie sind.
Mein Leben lang bestand die Welt, in der ich lebte, aus Problemen jeder Art. Wir kommen ins Leben und sobald wir denken können, gibt es Probleme. Entweder haben wir sie oder wir verursachen sie scheinbar in anderen. Kaum ein Mensch ist in der Lage einem anderen Menschen das Wunder, das er ist, zu spiegeln. Deshalb empfinden wir alle ziemlich ähnlich und verstehen uns am besten, wenn wir uns in unserem Leiden bestätigen können.
Die Art unseres Denkens bestimmt unsere Erfahrung
Solange ich glaube, dass ich an das Leben hilflos ausgeliefert bin und dass es mit mir nicht wirklich etwas zu tun hat, muss es sich so anfühlen. Sobald ich aber erkenne, dass meine Art zu denken maßgeblich zu meiner Erfahrung beiträgt, kann sich eine Tür öffnen, die mich sehen lässt, wie sehr die Richtung meiner Aufmerksamkeit für das verantwortlich ist, was ich zu sehen bekomme.
Welch eine Überraschung! So eine Freude! Und in dieser Öffnung für mich selbst zeigt sich genau das, was sich wirklich in mir konzentrieren will. Es zeigt sich, was sich als mein Ausdruck entfalten will. Hier beginnt wirkliche Individualität. Jetzt weiß ich, was ich wirklich will. Erst dann also, wenn alles sein darf. Auf einem freien Feld darf zu sich kommen, was wirklich will.
Ich bin dieses freie Feld, das sich in seiner höchsten Verwirklichung ohne jeden Zweifel selbst vertraut und damit keines Vertrauens mehr bedarf! Denn hier gibt es niemanden mehr, der sich dem Vertrauen entgegenstellt. Das ist meine Freiheit! Zweifelsfrei ich! Das ist das höchste Glück.
Ein sich Ergeben in das formlose Vorhandensein meiner direkten Anwesenheit, die als Lust an der individuellen Erfahrung, als unbedingter Lebenswille in die Veröffentlichung drängt. Das ist die Ekstase des Lebens. Das Aufplatzen der Blüte, die sich ins Leben hinein verströmt und haltlos verschenkt. Hier fragt niemand mehr nach Vertrauen. Hier kommt es zu sich, hier lebt es sich als Ursache und Wirkung in Einem.
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Wenn Du Begleitung suchst auf Deinem Weg in die Entdeckung, in die Verwirklichung
Deines Lebens, dann bin ich gerne für Dich da.
Unter „Radical – You“, erfährst Du alle Infos dazu.
In Verbundenheit, Nicole