Es kann nicht mehr darum gehen, immer und immer wieder die Geschichte zu bestätigen, die Du als Dich selbst erfährst. Niemand ist kompetent genug, Licht in das System zu bringen, als das Du Dich erfährst. Denn das erfährst nur Du, niemand sonst.
Mir geht es immer mehr darum, Dich darauf hinzuweisen, dass Du mehr bist als die Geschichte, als die Du Dich ereignest. Du bist das, worin diese Geschichte auftaucht. Du bist das, was sich durch diese Geschichte erfährt. Du bist nicht nur das, was Du als Dich kennst: Das Problemfeld. Die Ängste, Sorgen, Nöte. Die Freude, wenn die Ängste mal nicht da sind, die Entspannung, sobald mal kein Druck da ist. Die Gedanken, die Dir erzählen, wer Du bist.
Das ist die Geschichte, das ist die Eingrenzung, der Rahmen, in dem Du Dich bewegst. Aber dieser Rahmen wird erlebt. Und dieses, was erlebt, ist unbegrenzt. Es ist das Erleben an sich, das Du bist. Dieser Perspektivwechsel ist es, um den es mir geht. Nur dieser Perspektivwechsel lässt Dich da ankommen, wo Du schon bist: Hier. Hier geht es um nichts als Hiersein.
Aus welcher Perspektive nimmst Du Dich wahr?
Doch darin Freiheit und Fülle zu erkennen gelingt Dir erst, wenn Du die Geschichte, die Du bist, als Geschichte erkennst, die sich ereignet, in einem Erlebnisfeld, das die Geschichte wahrnimmt.
So lange Du Dich als etwas betrachtest, über das Du urteilen kannst, das Du final wissen kannst, so lange wirst Du leiden. Denn so lange wirst Du glauben, in irgendeine Richtung gehen zu müssen, die Dir etwas verspricht.
Du wirst einfach weiterhin glauben, dass Du etwas forcieren, tun, antreiben, dass Du kämpfen musst, weil Dir scheinbar nichts gegeben wird.
In letzter Konsequenz suchst Du immer nach einem besseren Selbstgefühl. Durch das, was Du glaubst nicht zu haben und haben zu müssen. Du bewegst Dich ausschließlich innerhalb des Systems, das Du bist. Innerhalb der Geschichte, als die Du Dir erscheinst. Und das ist ein Labyrinth, in dem Du Dich hoffnungslos verirren kannst.
Die engste Begrenzung Deiner Selbst, entspricht einem Gedanken. Ein Gedanke wie: “Ich war schon immer so und so“, limitiert Dich, indem er Dich so auf einen Punkt festnagelt, wie die Nadel den Schmetterling. „Ich bin so“, lässt Dich nur so sein, wie es dieser Gedanke erlaubt. Solange Du ihm Glauben schenkst.
Welchen Gedanken glaubst Du?
Nun geht es aber nicht darum, diesen Gedanken mit einem größeren, besseren Gedanken über Dich zu ersetzen, einem, mit dem Du Dich besser fühlst. Es geht darum zu erkennen, dass Gedanken an sich nur so lange Macht über Dich haben, solange Du ihnen glaubst. Wenn Du Dich als das erkannt hast, was Glauben schenken kann, hast Du den Schritt hinausgewagt. Die Freiheit des Denkens beginnt dort, wo das Verständnis für die eigene Begrenztheit am höchsten ist.
Das, was Glauben schenken kann, ist nichts anderes als Bewusstsein. Und Bewusstsein ist nichts anderes als Aufmerksamkeit. Du bist, als Geschichte innerhalb der Du agierst, nichts anderes als gerichtete Aufmerksamkeit. Die Ausrichtung auf einen scheinbar festgelegten Rahmen lässt Dich genau das erleben, was innerhalb dieses Rahmens möglich ist.
Es geht einzig um die Frage, ob es Dir möglich ist, Deine Aufmerksamkeit von ihrer Richtung zu befreien. Wenn Du Dich auf Dein tatsächliches Erleben besinnst, folgst Du als Aufmerksamkeit einzig dem, was in Dir auftaucht. Das ist die einzige Orientierung. Und wenn Du genau hinsiehst, hat das Auftauchen von was auch immer, keinen Ort. Außer “Hier“.
Ein Gedanke ist einfach ein Gedanke.
Aufmerksamkeit an sich ist immer hier. Das, was auftaucht kann von ihr abgenommen werden, oder nicht. Daran kann sie sich also heften, oder nicht. Ein Gedanke ist einfach ein Gedanke. Hat er wirklich die Kraft Deine Aufmerksamkeit an sich zu binden? Nur, wenn Du ihm Interesse entgegenbringst.
Und dieses Interesse ist abhängig von Deiner Ausrichtung. Wo liegt Dein Interesse? In Wünschen und Hoffnungen, in Selbstoptimierungen und der Suche nach einem glücklicheren Leben? Oder liegt Dein Interesse hier, bei dem, was wirklich in Dir auftaucht, was wirklich geschieht, unverzerrt, unmittelbar, direkt? Nicht vorweggenommen und frei sich zu äußern?
Wenn Du diesen Schritt vollziehen kannst, befindest Du Dich in einem Zustand, der keiner mehr ist. Der Zustand befreiter Anwesenheit ist nicht statisch, weil das, was in dieser Anwesenheit erscheint, nicht vorhersehbar ist und sich beständig wandelt und dabei 100% mit Dir zu tun hat.
Nimm Dich nicht mehr vorweg. Lass Dich geschehen.
Es ist also nicht beliebig. Dort, wo Du bist, ist das ortlose Zentrum. Hier kann nur erfahren werden, was dort, wo Du bist erfahren wird. Indem Du keinen begrenzenden Gedanken, in Form von kristallisierten Annahmen über Dich mehr folgst, sondern hierbleibst, kommt das zur Entfaltung, was durch die Enge Deiner Meinungen und Überzeugungen nicht zu sich kommen kann:
Das Leben, die Energie, die Möglichkeiten, die aus der ungerichteten Sicht auf Dich zu Dir finden. Dann erst kommt es zu einer Resonanz mit der Zuversicht und damit der realen Möglichkeiten, der jede Erscheinung entspringt. Denn alles, was in den Ausdruck gefunden hat, sei es eine Pflanze, ein Tier oder ein Mensch, entwächst der Zuversicht, also einem Ja zu sich selbst.
Sonst wäre es nicht erschienen. Die Verheißung des Lebens ist eine alles überstrahlende Kraft:
Die unbedingte Liebe. Ist die Liebe stark genug, dann manifestiert sie sich als der Ausdruck, der durch sie gerade zu sich und damit in die Sichtbarkeit findet: Eine Blume, ein Grashalm, eine Katze, Du.
Das Leben hat schon „Ja“ zu Dir gesagt.
Das Ja zu dieser Blume gibt ihrer Idee Gestalt. Das Ja zu Dir gibt der unentdeckten Idee, die Dir zugrunde liegt, Gestalt. Diese Entdeckung kannst nur Du allein machen. Wenn Du den Mut hast allen eingrenzenden Ideen über Dich keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken sondern dem zu folgen, was Du wirklich fühlst, ohne etwas anderes zu wollen.
Wenn Du Dich als das Feld erkennst, in dem Du in den vollkommenen Ausdruck finden kannst, indem Du Dich nicht mehr durch Vorstellungen über Dich und Dein Leben beschneidest.
Dieser Mut generiert sich aus der Sehnsucht nach Dir selbst. Nach Dir, als das, was Du wirklich bist: Aufmerksamkeit, die in sich selbst in Liebe verweilt und als unerschöpflicher, kreativer Prozess in den Ausdruck hebt, was als Einzigartigkeit ins Erleben finden will. Als Du.
In Verbundenheit, Nicole