Das Gefühl man selbst zu sein, ist so zentral und tief, dass es einem Schock gleichen kann, wenn man herausfindet, was es bedeutet, an einem Ich anzuhaften, das nicht das wahre Ich sein soll.

Wenn man überhaupt herausfindet, dass „man“ an „sich“ anhaftet. Denn wie kann es sein, dass ich an mir klebe? Wer ist „Ich“ und wer ist „mir“? Bin ich etwa zwei?

Diese Frage ist so groß, so tief und so schön …

Herauszufinden, dass das, worunter ich leide nicht das ist, was ich bin, gleicht dem Aufgehen einer Sonne, die noch nie zuvor gesehen wurde.

Ich leide, im Grunde, unter den Gedanken über mich selbst. Ich denke mich klein, ich denke mich schwach, ich denke mich minderwertig, unzulänglich und falsch. Und dieses Denken halte ich zutiefst für mich selbst. Darin erkenne ich nicht, dass ich die Erlebende dieser gedanklichen Auswirkungen bin.

Ich erlebe, was ich über mich denke

Ich erlebe, was ich über mich denke. So fühlt es sich an, was ich über mich denke …
Und ich erlebe, dass ich diesem Denken vollkommen ausgeliefert bin. Ich kann nichts dafür oder dagegen tun.

Wenn ich genau hinsehe dann erkenne ich: „es“ denkt in mir. Ich weiß nicht, wo die Gedanken herkommen. Ich mache sie nicht. Sie geschehen mir. Ich erlebe Gedanken und Gefühle. Und wenn diese Gedanken und Gefühle eng sind, ist mein Erleben Enge und Einschränkung.

So lange, bis ich mir dessen gewahr werde, dass Gedanken und Gefühle  in „mir“ stattfinden. Ich bin der Raum in dem sie erscheinen. Ich erlebe sie in dem Maße, wie ich „mich“, in Form von Aufmerksamkeit, an sie hefte. Hier erlebe ich, wie es sich anfühlt Vorstellungen über mich zu folgen, die mich begrenzen, einengen, die mich zweifeln lassen an „mir“.

Identifiziert mit der „Verdichtung“

Hier kann ich wahrnehmen, wie es immer wieder geschieht, dass ich mich zu etwas verdichte, wenn „ich“ immer wieder gezwungen bin zu „folgen“, nämlich den Gedanken über mich.

Und weil ich nicht fühlen will, was diese Gedanken mit mir machen, weiche ich ihnen aus, indem ich mich von ihnen ablenke, sie unterdrücke und versuche, sie zu kontrollieren.
Dieser Kontrollversuch lässt mich ein Leben führen, das mir nicht entspricht und
deshalb ermüdet, weil es anstrengend ist etwas kontrollieren zu wollen, was ich
über Kurz oder Lang nicht halten kann.

Ich spüre mein Leid und lehne es ab, weil ich kein Gefühl dafür habe, wer ich wirklich bin.

Das ist die wirkliche Hölle, in der wir alle leben.

Wenn die Sonne langsam aufgeht, wenn immer mehr Licht auf diese Zusammenhänge fällt, dann bricht wirklich ein neuer Morgen an. An diesem Morgen werde ich mir bewusst, dass ich immer Erlebende bin, die sich selbst in ihren Möglichkeiten des Erlebens, beschneidet.

Ich bin so sehr an mich, als Beschränkung,
gewöhnt…

Indem sie immer wieder dieselben Wege geht und denselben Hinweisschildern folgt. Die Gewohnheit eines Ichgefühls, das limitiert, eng und impotent ist, ist einfach zu groß. Bis ich erkennen kann: Im Befolgen der immer gleichen Gedanken über mich, habe ich keine Chance zu etwas zu erblühen, nach dem ich mich zutiefst sehne: Einer friedvollen Erfülltheit, die bei Allem, was sie aktiv tut, aus sich selbst schöpft und in sich selbst ruht. Handeln aus einer Bewegung, Leben als Fluss, Klarheit in der ich als Lebensimpuls in Erscheinung trete, der sich selbst uneingeschränkt erlebt und ausdrückt.

Das ist es nämlich, was wir in seltenen Momenten als Glück erfahren: Wenn es still ist in uns, wenn wir einfach tun, was wir tun, darin versinken und doch vollkommen anwesend sind. Wenn wir erfüllt sind mit dem, was in uns erscheint und der Kommentator dazu schweigt. Wenn wir einfach dem folgen, was sich in uns zeigt, ohne es in Abschnitte zu zerhacken, die sein sollen oder nicht. Wenn wir aufhören uns mit Meinungen und Anweisungen über und an „uns selbst“, zu begrenzen.

Wir erleben dieses Leben. Je offener wir für dieses Erleben werden, um so deutlicher wird, dass wir nicht die Begrenzung sind, die sich täglich durch uns ausdrückt. Als Auswirkung immer gleicher Gedankenmuster, die wir für das Kontinuum unseres Lebens halten.

Das Leben kennt keine Wiederholungen

Aber das Leben kennt als Kontinuum nur sich selbst als Wandel. Es kennt keine Wiederholungen. Es zeigt sich in Momenten, die sich wieder auflösen, denen weitere Momente folgen, die sich wieder auflösen. Das Leben folgt sich selbst, ohne Meinung darin, die es begrenzt.

Du kannst Dir selbst folgen und erkennen, wie Dich Deine gewohnten Gedanken über Dich einschränken und dadurch sehen, dass Du nicht diese Gedanken bist, sondern derjenige, der sie erleben muss. Durch dieses Erkennen, kommt ein neuer Mechanismus in Gang, der Dich unweigerlich tiefer in Dich selbst führt.

Dieser Mechanismus enthüllt von selbst, dass Du der Gastgeber Deiner Limitierungen bist und offenbart den Horizont, vor dem sie wirklich stattfinden.

Dieser Horizont kennt keine Grenzen. Er erlebt sich als Du und zeigt Dir immer das von Dir, wozu Du wirklich bereit bist.

In Verbundenheit, Nicole