Vertrauen - Anhören

von Nicole Paskow von Radical Now

In dem Moment, als wir zu einem „Ich“ erwacht sind, das uns ermöglichte, uns im Raum auffindbar zu machen, verloren wir das Vertrauen ins Leben.

In jenem Moment fingen wir an, das, was sich uns über unsere Sinne präsentierte, von uns als „da draußen“ abzuspalten.

Da draußen ist es unwirtlich, unsicher, beängstigend, anders, es ist etwas anderes, als wir es sind. Du bist etwas anderes als ich. So empfinde ich es und Du empfindest es auch so.

So empfinden wir es, seit dem Moment, als wir angefangen haben alles auf „uns“ zu beziehen und persönlich zu nehmen.

Zusammen mit der Installation dieses „Ichs“ entwickelte sich die große Möglichkeit Muster zu interpretieren, Probleme zu lösen und uns in der Welt, die uns erscheint, zu orientieren.
Wir nennen diese Möglichkeit Verstand.

Ich bin nicht richtig

Diese wunderbare Möglichkeit wird allerdings von einer Fehlfunktion begleitet, die jede Installation dieses „Ichempfindens“ begleitet. „Ich bin nicht richtig“. Diese Information ist in jedem Menschen enthalten. Doch was ist hier eigentlich nicht richtig?

Nicht richtig ist, dass das Gefühl „Ich“ zu sein ausschließlich das einbezieht, was es innerhalb des Körpersystems erfährt. Das ist die Fehlwahrnehmung, die als „Etwas stimmt mit mir nicht“ in Erscheinung tritt.

Und das Dilemma ist, dass wir die Fehlfunktion „Etwas stimmt mit mir nicht“ glauben und uns an ihr orientieren, anstatt sie als Hinweis zu nehmen, als Tür und Tor zu einer Dimension, die uns mit dem in Zusammenhang bringt, was wir wirklich sind.

Unser Verstand ist ein minimales Abbild der vollkommenen Funktionalität (Das, was wir Gott nennen, oder Schöpfung …), die ihn als Knotenpunkt entworfen hat, als Synapse, als Verbindungsglied, um sich selbst durch jeden einzelnen Menschen, als eine von unendlichen Möglichkeiten, zu differenzieren und dadurch zu erfahren.

Ich könnte auch sagen: Gott erblickt sich selbst durch die Augen unzähliger verschiedener Formen.

Polarität als Schlüssel

Die Fehlfunktion ist an sich keine solche. Sie dient lediglich dazu, unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken, was ihr in gleichem Maße gegenüberliegt: Ich kann mich nur deshalb als fehlerhaft und nicht „richtig“ empfinden, weil mir Fehlerlosigkeit innewohnt.

Dies zu erkennen, hebt mich auf eine neue Wahrnehmungsstufe. Es erlaubt mir eine Wahrnehmung, die frei ist von Bewertungen wie richtig und falsch, weil ich sowohl die Polarität von Richtig und Falsch erkannt habe, wie auch ihre Vereinigung im Bewusstsein.

Bewusstsein ist die grenzenlose Erkenntnismöglichkeit, die sich mir über den begrenzten Verstand offenbart.

Wenn ich aufhöre an meiner scheinbaren Fehlerhaftigkeit festzuhalten, indem ich alle bewertenden Gedanken fallen lasse, trete ich in die mir immanente Vollkommenheit ein.

Wir haben Angst, weil uns Vertrauen zugrunde liegt. Das Eine tritt ohne das Andere nicht in Erscheinung. Durch die Disharmonie gelangen wir zur Harmonie – indem wir aufhören uns in der Disharmonie zu verlieren und anfangen sie als unvermeidlichen Teil der Harmonie anzuerkennen.

Ungespalten Eines in Dir

Und letztlich: Die Erkenntnis der Zusammengehörigkeit der Pole ist der Ort, an dem sie zusammenfinden – und dieser Ort ist ungespalten Eines. Er liegt in Dir, ist die Grundlage Deiner Existenz und als unsichtbarer Begleiter permanent an „Deiner Seite“.  Es geht nur darum, wie sehr Du darauf vertrauen kannst, solange er noch nicht sichtbar ist für Dich.

Deine Ausrichtung auf Vertrauen lässt Dich früher oder später vertrauen. Weil Dir Dein Nichtvertrauen immer öfter auffällt und Du ihm nun nicht mehr glauben musst. Sobald Du ihm nicht mehr glaubst, verlierst Du Dich nicht mehr darin und hast die Chance zu erkennen, „wer“ da in der Lage ist nicht mehr zu glauben. In diesem Moment wirst Du sichtbar als stiller Wahrnehmungsraum, in dem alles zu sich finden kann.

Ganz konkret lernst Du dem Bewusstsein in Dir vertrauen, das auch ohne Deine bewertenden Gedanken auskommt. Du lernst Dich, einfach gesagt, geistig absolut zu entspannen. Du erfährst in dieser Entspannung, dass sich alles ohne das Zutun Deines Verstandes klärt.

Du lässt Dich in Dich selbst hinein fallen. Du vertraust der Selbstorganisation, die Dich ohnehin bereits organisiert. Und du erlebst, wie viel effektiver, schneller, fehlerfreier und harmonischer alles ineinandergreift. Dein Innen und Dein scheinbares Außen gleichen sich aneinander an.

Du erfährst:

Wenn dem Luftballon die Luft abgelassen wird und sie sich in die Weite verströmen kann, wirst Du Dich nie wieder freiwillig in einen Luftballon zwängen wollen …

In Verbundenheit, Nicole

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6 Kommentare

  1. Bea

    Liebe Nicole, lieben herzlichen Dank für Deine Worte. Ich habe mich sehr über Deinen Beitrag gefreut.

    Du schreibst wieder vom Tor, dass wir unsere (gedachten und empfundenen … ist jetzt meine Interpretation!) Fehlfunktionen oder ich nenne sie mal Glaubenssätze als Hinweis sehen können, zu erkennen.

    Hat es etwas mit Gnade zu tun, immer vor dem Tor zu stehen und keinen Einlass zu bekommen? oder ist auch das nur ein Konzept und … es geht hier ums Vertrauen?

    Dann formulierst du einen Satz: „Wir haben Angst, weil uns Vertrauen zugrunde liegt“, das verstehe ich nicht. Dieses weil … irritiert mich. Wenn ich im Vertrauen bin, dann dürfte Angst nicht da sein, oder? Hmmm…

    Weiter schreibst du, dass mich meine Ausrichtung auf Vertrauen irgendwann vertrauen lässt. Dem stimmt ich voll zu. Das ist meine Erfahrung und ich bin dankbar, dass sie, das Vertrauen, größer und stärker wird, was mich wiederum entspannter „sein“ lässt.

    Beim Luftballon musste ich schmunzeln, warum zwängen wir uns dann nur immer und immer wieder in den Körper? naja …, ist noch zu abstrakt.
    Herz Beatrice

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  2. Nicole Paskow

    Liebe Beatrice,

    „Wir haben Angst, weil uns Vertrauen zugrunde liegt“ … Es geht um Polarität. Nacht gibt es nicht ohne Tag. Vertrauen gibt es nicht ohne Angst.
    Ohne den Tag wüssten wir nicht, dass Nacht Nacht ist. Ohne Angst wüssten wir nichts
    vom Vertauen. Ohne Angst gäbe es kein Vertrauen und ohne Vertrauen keine Angst. Oder: Die andere Seite von Angst ist Vertrauen. Und umgekehrt. Beides findet im Bewusstsein zueinander. Hier hebt sich Dualität zu Einheit auf.

    Diese „Zustände“ gehören und wirken zusammen. Das kann ICH sehen. Dieses ICH in dem das sichtbar wird, ist Bewusstsein. Im Bewusstsein finden diese beiden Zustände zu einem Wirken zusammen.
    Durch Erkenntnis. Dann erkennst Du Dich als der Raum, in dem Angst und Vertrauen sich verbinden. Du brauchst nun weder Angst noch Vertrauen. Weil Du erkannt hast, was ihr Wesen ist. Die Polarität hebt sich in Deiner Erkenntnis auf. Weder Angst, noch Vertrauen sind das, was Du bist.

    Ein Bild: Stell Dir ein Glas mit Wasser vor. Darin schwimmt ein schwarzer Ball: Angst und ein weißer Ball: Vertrauen. Sie schwimmen IN Dir als Wasser. In Dir finden beide Platz. Du konzentrierst (identifizierst) Dich nicht nur auf einen Ball. Du siehst beide. Und damit heben sich die Gegensätze und die Anhaftung auf. Weil beide i n D i r die gleiche Bedeutung haben, bzw. ihre Bedeutung verlieren.

    Und die Gnade … Tja. Keine Ahnung, warum es dem einen leichter und dem anderen schwerer fällt. Zieht es Dich, oder nicht… ist die einzige Frage, die (für mich) zählt. Wenn ja, dann folge dem einfach.

    Ganz herzlich, Nicole

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    • Bernd Bienentreu

      Liebe Nicole,
      deine Texte sind ein Quell der Freude und lassen mich immer wieder erstaunt zurück, dass/ wie es dir gelingt, mit Deiner poetischen und klaren Sprache dieses komplexe Thema am Verstand vorbei zu schmuggeln und verständlich zu machen.
      Danke für deiner Liebe.
      Bernd

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  3. Bea

    Danke dir, nun ist es klar.

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  4. Katrin Heinen

    … superschön, deine Vertonung. Es macht Spaß, Dir zuzuhören!

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    • Jörg

      … sehr schön, inspirierend und verbindend

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