Wenn es Dir am Herzen liegt, zu Dir zu kommen und zu verwirklichen, was das bedeutet, dann musst Du bereit sein erwachsen zu werden.

Erwachsen zu sein ist ein großes Geschenk. Es birgt Deine wirkliche Kraft in sich, Deine wahre Bedeutung für Dich selbst und das eigentliche Spektrum Deiner Handlungsfreiheit. Ob Du erwachsen bist, entscheidet darüber, wie sehr Du Dein Leben in Besitz nimmst, um es auszukosten. Nur ein erwachsener Mensch kann am Ende seines Lebens bereitwillig loslassen und mit dem Tod in eine neue Erfahrungsdimension eintauchen.

Erwachsensein bedeutet, Deine ursprüngliche Einzigartigkeit in unerschrockener Direktheit zu erfahren und auszudrücken. Egal, wie sie sich ausdrücken will. Das ist die Wildheit, die jeder Originalität zugrunde liegt. Echte Wildheit ist nicht konfrontativ, sie muss sich selbst nichts beweisen. Diese Wildheit ist einfach, unvermittelt, klar und deutlich. Sie weiß um sich selbst und ist nur an sich selbst gebunden.

Der Mut Deine Wirklichkeit zu fühlen

Wenn wir unser Leben lang an Gefühlen und Verhaltensweisen festhalten, die wir in der Kindheit etabliert haben, kommen wir niemals in den Genuss dieser einzigartigen Kraft, die das Leben für uns bereithält. Wir müssen bereit sein dem Leben zu folgen, was identisch ist mit der Bereitschaft, unsere Wirklichkeit zu fühlen. Die Wirklichkeit unserer Gedanken und Gefühle.

Normalerweise scheuen wir uns vor dem Erwachsenwerden wie ein Geist das Licht scheut.
Weil wir an einem tiefen Glauben festhalten, der wirkliche Einsicht in uns verhindert.

Tief im Inneren ist noch immer der Nachahmungsmodus wirksam, den wir als Kinder benötigt haben, um uns im äußeren Raum zu orientieren und in die Form zu finden, die es uns ermöglicht selbständig zu agieren.

Dieser Modus lässt uns Vorstellungen und Ideen davon folgen, wer wir sein sollten, was wir fühlen bzw. denken sollten und wie wir handeln sollten, statt dem zu folgen, was tatsächlich in uns vorgeht. Wir wollen uns immer in Richtungen lenken, statt unserer inneren Wirklichkeit zu folgen.

Uns selbst folgen können wir erst, wenn wir aus der Nachahmung mit all ihren Versprechungen und Lösungswegen aussteigen und anfangen für uns selbst zu sehen, zu denken, zu fühlen und zu handeln.

Wir müssen unsere Eltern verlassen …

Wir müssen, einfach gesagt, unsere Eltern verlassen, um zu uns selbst zu finden. Das ist mehr ein innerlicher Akt als ein äußerlicher.

In dem Moment, in dem wir bereit sind, unsere Eltern als Menschen zu sehen, die selbst Einflüssen ausgeliefert waren und sind, und diese Einflüsse weitergaben und weitergeben, haben wir den Fuß in der Tür zu uns als dem Erlaubnisgeber, der Erlaubnisgeberin unserer Erfahrungswirklichkeit. Das heißt: Der elterliche (kritische) Richter in mir hat keine Macht mehr über mich.

Wir würdigen damit die „Menschlichkeit“ unserer Eltern und verlassen den kindlichen Raum der unbewussten Forderung nach Liebe. Damit nehmen wir uns selbst vollständig in Besitz und würdigen unsere Eigenständigkeit.

Wenn wir einsehen, dass wir keine Kinder mehr sind, die um die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Eltern kämpfen, können wir den Blick auf uns richten und entdecken, was es mit der Liebe für uns selbst wirklich auf sich hat.

Nicht mehr auf die Liebe warten …

Nicht mehr auf die Liebe zu warten, die uns vorenthalten wurde, nicht mehr im Passivmodus unserer Möglichkeiten zu verbleiben, uns nicht mehr auf Wertesysteme zu beziehen, die uns für uns selbst im Ungefähren und Unsichtbaren halten, ist ein wichtiger Schlüssel zur emotionalen und geistigen Unabhängigkeit.

Eine Unabhängigkeit, die uns berührbar hält, ohne uns selbst für die Anerkennung „anderer“ zu verleugnen. Mehr noch: diesen Wunsch nach Anerkennung als größtes Hindernis für die  klare, direkte Selbstwahrnehmung, ohne vergleichende Beurteilung, zu erkennen.

Vielen Menschen ist auf der mentalen Ebene klar, was es bedeutet sich selbst zu lieben. Doch die Umsetzung ist nicht möglich, solange der Selbsthass nicht vollständig entlarvt wurde. Das kann er nur, wenn er gesehen und gefühlt wird.

Wenn Dir eindeutig klar wird, wie sehr Du Dich selbst dafür unterdrückst, dass andere Dich sehen sollen, wie Du gesehen werden willst und nicht wie Du wirklich bist, lernst Du Dich sehen. Wenn Du Dich traust zu fühlen, wie Du Dich innerhalb dieser Unterdrückung wirklich fühlst, lernst Du Dich lieben.

Man selbst zu sein hat viele Ebenen, viele Tiefendimensionen. Wichtig ist, jede dieser Ebenen vollständig auszufüllen und zu leben. Sonst geht es nicht weiter. Sonst bleiben wir stecken in unseren Vorstellungen und Meinungen über uns selbst und in der Suche nach einer Eltern- und Partnerliebe, die wir niemals erreichen können.

Dich auf einer höheren Ebene selbst sehen …

Wenn wir die Lieblosigkeit fühlen, mit der wir uns selbst behandeln, indem wir uns in Zustände, Rollen, Funktionen, Verbindungen, Ansichten oder Gefühle stecken wollen, die uns nicht wirklich entsprechen, aber der angeblichen Liebe für uns selbst dienen sollen – dann verbinden wir uns mit einer höheren Ebene des „uns selbst Sehens“.

Um auf das nächste Level zu kommen, müssen wir das Spiel richtig spielen und nicht nur halb. Wir müssen uns darauf einlassen.

Du musst bereit sein Dich selbst zu sehen und zu fühlen, so, wie Du jetzt bist. Ohne die Überlagerung des „ich sollte …“

Auf diesem Weg bekommst Du Zugang zu Dir, wie Du wirklich bist. Die Verfeinerung der Entdeckung dieser Wirklichkeit kennt kein Ende, das macht Dein Leben reich und Dich erwachsen. Und wild. Und frei.

In Verbundenheit, Nicole

 

Wenn Dich der Artikel inspiriert hat, freue ich mich sehr über den Ausdruck
Deiner Wertschätzung mittels einer Spende. Vielen Dank!

10 Kommentare

  1. Bernd Bienentreu

    Liebe Nicole,
    Danke für die Erinnerung daran, dass wir um frei zu sein, einfach nur loslassen müssen.
    Danke für deine Liebe,
    Bernd

    Antworten
    • Nicole Paskow

      Wenn es denn so einfach wäre loszulassen… 😉
      Es wird tatsächlich erst dann einfacher, wenn wir erkennen, dass wir festhalten.
      Herzlich, Nicole

      Antworten
      • Almuth

        Liebe Nicole, ich habe noch einmal den Artikel gelesen und heute ist mir eine Erkenntnis gekommen, die so dazu passt. Du schriebst…. Du musst bereit sein Dich selbst zu sehen und zu fühlen, so, wie Du jetzt bist. Ohne die Überlagerung des „ich sollte …“-mir wurde heute bewusst, dass oft eine innere Ungeduld oder Unruhe bei mir ist, die ich sehr genau kenne. Ich konnte heute erstmalig erkennen, als ich sie nicht zu stark werden ließ und auch nicht verdrängte, dass dahinter eine Unentschlossenheit steckte, sich für EINE Sache von mehreren zu entscheiden und auch dafür dann einzustehen. Das klingt jetzt so einfach, es ist so klar, obwohl dieser Einsicht so viele unangenehme Stuationen vorausgingen. …Die Ungeduld mit, ,,ich sollte geduldiger werden“, zu vertreiben , ist ebenfalls nicht möglich auf lange Sicht.
        Danke wieder, für diesen wunderbaren Artikel !!!

        Antworten
        • Nicole Paskow

          Liebe Almuth, ja, das stimmt. „Ich sollte geduldiger werden“, funktioniert nicht…
          Unruhe und Ungeduld haben hintergründig immer mit Angst zu tun. Man könnte
          sagen, sie sind unbewusst der Versuch schneller zu sein als das Leben. 😉
          Du kannst Dir bewusst werden, dass da ein nervöser innerer Antrieb in Dir zu sein scheint
          und mit ihm sein. Versuch mal ihn wahrzunehmen, im Körper zu lokalisieren und
          mit ihm zu sein. Dann schau mal, was darunter liegt.
          Wenn es Dir schwer fällt zu einer Entscheidung zu stehen, oder Dich zu entscheiden,
          dann ist auch wiederum der Kopf zu sehr an der Entscheidungsfindung beteiligt.
          Hier heißt es auch wieder – sehend fühlen! 🙂

          Ganz herzliche Grüße an Dich! Nicole

          Antworten
  2. Heike

    Liebe Nicole,
    Herzlichen Dank für die Audio-Fassung. Mit deiner Stimme, dem gefühlvollen Vortrag gelingt es mir besser die Essenz deiner Worte zu erfassen.
    Und letzte Nacht habe ich von einem Löwen geträumt 😊
    Liebe Grüße Heike

    Antworten
    • Nicole Paskow

      Danke, Heike. Ich mag Deine Bilder sehr. Kann sie lange ansehen.
      Darin versinken. Besonders in „Nach Innen lauschen“ und „Herbst“.
      Bilder, Worte, Musik, Tanz … was für wunderbare Möglichkeiten wir haben
      Empfindungen auszudrücken. Und immer geht es um Folgen, statt um Lenken.

      Antworten
      • Heike

        Liebe Nicole, danke dir, das freut mich! Solltest du jemals einen Impuls verspüren, das ein oder andere Bild für deinen Blog zu nutzen……nur zu 😊

        Antworten
        • Nicole Paskow

          Oh, wie schön! Danke! 🙂

          Antworten
  3. Bea

    Liebe Nicole,
    Freiheit, Loslassen, Einlassen … besonders das Thema „meine“ Geschichte loslassen, …wie bei mir ankommen, … das beschäftigt mich gerade.
    Deine Worte berühren genau das.
    Danke für die Liebeserklärung an mich selbst, da hat sich ein kleines Erkenntnistürchen geöffnet. Hoffe, es rutscht auch ins Herz. Danke von Herzen, Beatrice

    Antworten
    • Nicole Paskow

      Liebe Bea. Im Grunde ist es egal, ob es die eigene Geschichte betrifft oder aktuelles Geschehen.
      Den auftauchenden Gefühlen nicht auszuweichen, sie nicht zu verurteilen, sie wirklich mitbekommen
      und gleichzeitig nicht in ihnen zu versinken, wird Dich zu Dir selbst führen. Darin zu versinken ist,
      interessanterweise, auch eine Ablenkung, eine Abwehr. „Du“ als Aufmerksamkeit, verschwindest darin
      und bist nicht mehr da. Es braucht Dich aber, um bewusst zu werden, was in Dir vorgeht.
      Ganz herzlich, Nicole

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