
„Ich fühle mich allein. Von allen verlassen. Ich bin einsam. Niemand liebt mich …“ Das sind Sätze, die ich oft in meinen Sitzungen zu hören bekomme. Ich glaube kaum jemandem ist bewusst, wie viele Menschen sich sehr oft allein fühlen, ungesehen und von allen anderen isoliert. Es sind sehr viele, wenn nicht sogar die meisten. Und doch denken wir meistens, dass nur wir selbst es sind, die sich so fühlen.
Gefühle der Einsamkeit passen so gut in diese Welt. Sie sind geradezu eine Zwangsläufigkeit. Einfach, weil wir kollektiv dazu konditioniert wurden von uns selbst abzusehen, um dem Kollektiv zu dienen. Herauskommt eine Schieflage. „Ich bin für die anderen da. Ich muss Verantwortung übernehmen“. Dieses Dasein und diese Übernahme von Verantwortung für andere ist den Selbstbildern geschuldet, die wir von früh an internalisiert haben.
Die Wertesysteme, die uns eingeimpft wurden, sind allesamt davon geprägt den Blick beständig im Außen, bei den anderen zu halten und weniger bei uns selbst. Um unsere Umgebung stabil und harmonisch zu halten, indem wir unserem Selbstbild eines guten Menschen, einer verantwortungsvollen Mutter, einer erfolgreichen Frau, eines liebenden Ehemannes … entsprechen, verlassen wir uns selbst.
Die äußere Schieflage spiegelt die innere und umgekehrt
Und dann fühlen wir uns verlassen. Weil sich die innere Schieflage in all unseren äußeren Beziehungen spiegelt. Die Schieflage deutet auf die Nichtübereinstimmung mit uns selbst hin. Wenn Du einem Selbstbild entsprichst, also einer Idee von Dir folgst, dann übersiehst Du das Wesen, das tatsächlich in Dir wohnt. Dann ist da keine Verbindung, keine Nähe, die sich ganz, die sich heil fühlen kann. Eine Nähe, die aus sich selbst heraus lebt und allein dadurch in ihrer Kraft ist und aus dieser Authentizität heraus eine Hilfe für andere sein kann.
Das ist so, als würde eine Möwe das Bild einer Ente verinnerlicht haben und darunter leiden, dass sie sich unter den Enten so anders fühlt. Sie wundert sich, warum sie sich falsch und nicht richtig findet. Sie ist traurig, weil sie sich allein fühlt und nicht wahrgenommen von den anderen Enten. Dabei übersieht sie, dass sie sich selbst übersieht. Immer und immer wieder.
Sie übersieht, dass sie sich an Orten aufhält, die ihr nicht entsprechen und kann nicht aufhören diese Orte aufzusuchen, weil sie keine anderen kennt. Sie hat sich selbst noch nie gesehen.
Die falschen Selbstbilder sind so mächtig und wirksam, weil wir sie so sehr für uns selbst halten, dass wir nicht bemerken, wonach wir uns ausrichten, welchen Stimmen wir folgen und wie wenig unsere Haltung der Welt gegenüber mit unseren wirklichen Gefühlen übereinstimmt.
Du fühlst Dich verlassen, weil Du Dich selbst verlassen hast.
Deshalb ist die wichtigste Aufgabe, die Du hast, wenn es Dir wirklich um ein Ankommen zu Dir selbst geht, Dich, als das übersehene Wesen, zu fühlen. Der Scheinwerfer Deiner Aufmerksamkeit, der nach Außen gerichtet ist, muss sich zu Dir umdrehen. Es reicht nicht darüber zu lesen, oder Dir darüber „klar“ zu sein, dass es so ist. Es geht darum, es auch zu tun. Ist die Sehnsucht nach Dir groß genug? Wirklich? Dann wirst Du eines Tages bereit sein, Dich ganz ehrlich, nackt, ohne Vorstellungen, Ideen und Selbstbilder davon, wie Du zu sein hast, fühlen.
Du wirst einen inneren Blick dafür entwickeln, wann Du die echten Impulse in Dir, zugunsten der viel schnelleren, automatisierten Impulse, abwehrst, übergehst, oder unterdrückst. Deine Wahrnehmung dafür wird sich sensibilisieren, es wird Dir immer öfter auffallen und Du bekommst ein immer deutlicheres Bild von Dir als Schattenwesen, das so lange nicht gesehen wurde.
Diese Bereitschaft ist es, die Dich in Verbindung zu Dir bringt. Wenn Du erkennst, dass Du so nicht weiter machen willst. Weil Du spürst, dass Du an Dir vorbeilebst. Dass all das Verbiegen für andere nichts bringt, als Dich auszulaugen und Dich in die innere Isolation zu treiben. Eine Isolation, die sich in der Welt, wie sie Dir begegnet, bestätigt.
Keine Dankbarkeit, kein äußerer Erfolg, kein Geld der Welt sind in der Lage Dich so zu nähren, dass Du Dich selbst dauerhaft fühlen kannst. Das musst Du selbst für Dich tun. Dann fühlst Du Dich nicht mehr verlassen, sondern eingeladen – von Dir. Eingeladen dazu nach Hause zu kommen, in eine Umarmung, die nur für Dich ist, von Dir selbst. Du hast keine Schatten, wenn Du Dir selbst ein Licht bist.
Um dieses Licht in Dir zu finden, dazu bin ich da.
Wenn Du mit mir gemeinsam Deine eigenen Räume entdecken willst, dann findest Du hier weitere Infos.
In Verbundenheit, Nicole
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… und dann machen wir den anderen dafür verantwortlich, dass uns dieses Gefühl des genährtseins fehlt. Was für ein Trugschluss! Und so verinnerlicht in unserer kollektiven Auffassung vom Sein, dass es wirklich einem Sterben gleichkommt, davon abzulassen. Und dabei ist es das großartigste Abenteuer. Aber wohl auch das schwerste, das mir in meinem Leben bis jetzt untergekommen ist. Und ich liebe es …
Danke Nicole, immer wieder! Dafür, dass du das alles rausfindest und für deine große Gabe, es in Worte zu fassen.
Liebe Grüße zu dir!
Liebe Katrin, es macht mich richtig glücklich, dass Du sehen kannst, was für ein Abenteuer es ist von diesem Trugschluss abzulassen.
Welches Abenteuer sich dadurch erst entfalten kann … Es ist nichts als die Liebe selbst, die sich entdeckt.
Alles Liebe für Dich!