
Darum suchen wir das Glück - anhören
Was ist es, wonach wir Menschen final alle suchen? Was liegt hinter jedem Wunsch, hinter jeder Handlung, hinter jedem Gefühl, hinter jedem Gedanken? Es ist die Suche nach Glück. Die Suche nach dem Gefühl dieser tiefen geistigen Entspannung, die uns erlaubt einfach nur hier zu sein, wo wir gerade sind. Die uns erlaubt einfach da zu sein. Anwesend, im Reinen mit uns und dem, was ist, offen, friedlich, widerstandsfrei, weit und fließend.
Dieses Gefühl suchen wir in der Arbeit, in Beziehungen, im Alkohol, im Essen, im Kaufen, im Konsum, in der Aufopferung, wie in der Dominanz und in tausend weiteren Dingen. Es geht einzig und allein um dieses Gefühl. Warum ist das so?
Weil wir das, was wir suchen, bereits sind. Es ist unsere Natur. Wir sind diese geistige Entspanntheit, diese reine Anwesenheit, diese Offenheit und Empfindsamkeit, diese Losgelöstheit, die Leichtigkeit, die Klarheit, Transparenz und stille, hintergründige Freude.
Die Konditionierung ist zu stark
Doch wir kommen da normalerweise nicht ran, weil die Konditionierung unserer Sichtweise zu stark ist, um wahrnehmen zu können, was wir bereits sind. Diese Konditionierung ist so alt wie die Menschheit. Aus Sicht des körperlichen Überlebens, aus der Sicht des Materiellen also, müssen wir nach Außen blicken, um uns, als diesen Körper, zu schützen und ihm alle Vorteile zu verschaffen, die er bekommen kann. Auf diese Weise ist Bewusstsein, in der Verkörperung, zu sich gekommen. Als limitierte Wahrnehmung in einem Körper. Als von sich selbst getrenntes Selbst oder als eingeschränktes Bewusstsein im allumfassenden Bewusstsein.
Diese Einschränkung ist es, die auf sich selbst besteht und sich in sich weiterentwickelt hat. Diese Weiterentwicklung äußert sich heute subtiler, wenn auch nicht weniger archaisch. Unsere Verteidigungswerkzeuge haben sich verfeinert. Sie sind heute geistiger Natur und werden raffinierter und abstrakter. Doch es geht immer noch um die Sichtweise ein getrenntes Subjekt zu sein, das von fremden (und damit oftmals feindlichen) Objekten umgeben ist. Diese Sichtweise führt zu Abwehrmechanismen, die uns vor uns selbst verborgen halten, die uns der Selbstwahrnehmung berauben.
Wir brauchen mehr geistige Kapazität, mehr von Meinungen und Konzepten befreiten Wahrnehmungsraum, um uns selbst aus einer inneren Perspektive wahrnehmen zu lernen. Die Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit nach Außen zu den scheinbar fremden Objekten, ist die Auswirkung der kollektiven Fehlwahrnehmung ein getrenntes Selbst in einem Körper zu sein.
Die Fehlwahrnehmung sieht nur sich selbst
Diese Fehlwahrnehmung lässt uns eben nicht wahrnehmen, was wir schon immer sind – offenes, wahrnehmendes, weites Bewusstsein, sondern belässt uns im Glauben ungenügend, isoliert, getrennt und unsicher zu sein, weshalb wir nach Vollkommenheit, Verschmelzung und Sicherheit suchen. Nach dem Glück der reinen Existenz.
Wir sind das Glück der reinen Existenz, die sich durch ihre Verkörperung erfahren will. Doch die Fehlwahrnehmung, das Materie es ist, auf der alles aufbaut, in der Bewusstsein enthalten ist, führt zu jenem problemhaften und problematisierenden Ich, das wir als uns selbst erfahren.
Dieses Ich ist von Natur aus mangelhaft, ängstlich, verschlossen, hart, uneinsichtig, abgrenzend, egozentrisch und widerstehend. Es kann nur sich selbst sehen und nicht das, worin es erscheint, weil es nicht über sich selbst hinauswachsen kann. Es weiß um keinen Tellerrand, deshalb kann es nicht darüber hinaussehen.
Wie groß ist die Sehnsucht?
Was ist es, das über den Tellerrand sieht? Es ist Bewusstsein selbst, das Du bist – jenes wahre Ich, das Du erst wahrnehmen kannst, wenn die Sehnsucht sich immer deutlicher bemerkbar macht. Diese Sehnsucht nach Liebe, Offenheit, Weite – nach dem Glück der reinen Existenz ist es, die der Hinweis auf Dich selbst als dieses Glück ist. Wir können uns schlicht nach nichts sehnen, das wir nicht kennen.
Die Sehnsucht ist dann groß genug, wenn sie in Dir die Bereitschaft erkennen lässt von den äußeren Handlungen, die Dir Glück verschaffen sollen, abzulassen. Sie ist dann groß genug, wenn sie Dir gezeigt hat, dass alle äußeren Handlungen, die Dir etwas bringen sollen, das Du scheinbar nicht hast, nicht funktioniert haben, weil sie gar nicht funktionieren können.
Sie ist groß genug, wenn diese Sehnsucht den Wunsch offen legt, den Scheinwerfer Deiner Aufmerksamkeit ganz auf Dich zu lenken, auf Dich in Form Deiner inneren Regungen. Und wenn Du bereit bist diese inneren Regungen vollständig wahrzunehmen, ohne sie in irgendeiner Form abzuwehren.
Im Licht Deiner grenzenlosen Aufmerksamkeit zeigt sich die Begrenztheit
Erst in diesem Licht Deiner Aufmerksamkeit für Deine inneren Vorgänge, kannst Du erkennen, wie sehr Du von Dir als Frieden, als Klarheit, als Freude, als Liebe abweichst, um eben diesen Frieden, diese Heiterkeit, klare Kraft, Dynamik und Liebe zu erhalten. Weil Du sie in Dir bisher nicht wahrgenommen hast. In diesem Licht zeigt sich, wann Du Dich übersiehst, übergehst, Deine Grenzen überschreitest, wann Du Dich verlässt, Dich täuschst, Dich hinter Dein eigenes Licht führst.
In diesem Licht siehst Du zum ersten Mal, dass die Welt, die Du als außerhalb von Dir erfährst, die Welt ist, die auf Deine Innenwelt reagiert. Die äußere Welt übersieht Dich so lange, so lange Du Dich selbst übersiehst. Sie ist Dir so lange fremd, so lange noch Regungen in Dir selbst in der Fremde bleiben …
Hier findet die Entlarvung statt. Die Entlarvung des (problemhaften) persönlichen Ichempfindens, dass nur deshalb in problematischer Weise persönlich ist, weil es sich nicht in seinem größeren Zusammenhang erfährt. Es kann sich nicht erfahren, solange es das Problem im Außen behandeln will.
Die geschlossene Faust öffnet sich
Deine Aufmerksamkeit gibt Dir den Raum Dich als konstruiertes Problem zu sehen. Damit hörst Du auf es zu sein. Hier nimmst Du die geschlossene Faust wahr, die Du bisher warst und kannst sie in den entstandenen Raum Deiner Wahrnehmung hinein öffnen. Weil jetzt etwas da ist, das sieht, wo vorher nur Geschlossenheit war, die sich selbst nicht erkennen konnte.
Ich liebe den Vergleich mit der Blume, die ungestört von Abweichungen von sich selbst, genau das ist, was sie zu sein hat. Einfach eine Blume. Jede Blume, die existiert, kann nur sie selbst sein. Weil sie nur das sein kann, was sie ist, ist sie so sehr sie selbst, dass sie schön ist. Jede Blume erstrahlt in ihrer eigenen Schönheit, unabhängig von unseren Bewertungen. Weil in ihr selbst keine Bewertung existiert. Das ist ihre Kraft.
Wenn wir diese Schönheit in der Betrachtung der Blume empfinden, dann spüren wir unsere eigene Schönheit, denn sie ist nichts als die direkte Antwort auf sich selbst.
Wenn ganz klar geworden ist, dass Du – komme, was wolle – wirklich erfahren willst, wer Du in Deiner Essenz bist, dann kannst Du regelrecht pragmatisch werden. Dann bist Du nicht mehr so sehr in die Inhalte Deiner Wahrnehmung verstrickt. Weil Du Dich dann aus der Einsicht heraus, deutlich auf Dich als Wahrnehmung dessen, was in Dir erscheint ausrichtest.
Jeder Widerstand bedeutet Schwächung
Dann wird Dir klar, dass jede Weigerung zu fühlen, was Du fühlst, zu sehen, was Du denkst, jede Abwehr irgendeiner Deiner inneren Regungen, jedes nicht Hinsehen, eine Schwächung Deiner Kraft bedeutet.
Selbstzweifel, Mangelgefühle, Ängste, die nicht vollständig erlebt werden, bleiben in Dir zurück und wirken sich wie der falsche Boden für die Blume, die Du bist, aus. Die Blätter sind welk, die Farben blass. Es kommt nicht genug Energie durch.
Dich selbst, als Deine Regungen, vollständig wahrnehmen zu wollen, weitet automatisch den Raum Deiner Wahrnehmung. Es verschiebt Deine Perspektive vom unbewussten Sein zum Wahrnehmen des bisher Unbewussten. Wenn Du keinem Gefühl mehr ausweichst und Deine problemhaften Gedanken als Abwehr gegen das, was hier und jetzt ist, erkennst, hältst Du die Ursache Deines Leides in der Hand.
Du wirst zu Deiner Mutter, zu Deinem Vater …
Ab hier liegt es an Dir, Dich selbst, in Deiner bisherigen Form, als genau den Widerstand zu erkennen, der verhindert Dich als das Glück der Existenz, wahrzunehmen. Als Frieden, Klarheit, Transparenz, dynamische Kraft, Weite, Offenheit und umfassende Liebe. All dies sind Qualitäten von Bewusstsein, das sich durch verschiedene Verkörperungen erfährt.
Welche Qualität sich durch Dich erfahren will, kannst Du nur herausfinden, wenn Du bereit bist Dich allem wertfrei zu öffnen, was sich als Gedanken und Gefühle in Dir abspielen. Dann wirst Du zu Deiner Mutter, zu Deinem Vater und am Ende strahlt durch Dich jenes reine Wissen um sich selbst, das ohne Anfang und Ende ist.
Nur in diesem Licht bist Du wirklich zu Hause.
In Verbundenheit, Nicole
Wenn Dich der Artikel inspiriert hat, freue ich mich sehr über den Ausdruck Deiner Wertschätzung mittels einer Spende. Vielen Dank!
Liebe Nicole,
So schön, wie Du unser aller Sehnsucht beschreibst auf das Bekannte, nur Verschüttete, Immerwährende in uns und unsere Abweichung davon!
Danke für Deinen Ausdruck!
Ma