Die Ausgewogenheit der Harmonie- anhören
Wenn der Mensch zu sehr „in den äußeren Dingen“ ist, kann er nichts wahrnehmen, wie es ist. Jede Begebenheit, alles Wahrgenommene ist mit seinen Meinungen durchsetzt. Meinungen, die Prägungen unterliegen, von fraglos übernommenen Weltbildern abhängen und von unreflektierten Ansichten über sich selbst und die Welt bestimmt werden. Wenn der Mensch zu sehr in den äußeren Dingen ist, leidet er unter den anderen, den Umständen und dem Leben wie es, seiner Meinung nach, ist und besser zu sein hätte.
Er zieht klare Grenzen zwischen sich und dem, was ihm erschient. Er lehnt alles Innere ab, weil es ihm ungreifbar und unsicher erscheint. Alles, was er nicht versteht, weil es eine andere Sprache spricht, als die der äußeren Sinne, ist ihm fremd. Diese Fremde zeigt die Fremde in sich selbst, in die er sich nicht wagt.
Ist der Mensch zu sehr „in den inneren Dingen“, geht die Welt an ihm vorbei. Er lebt in einer Scheinwelt der Innerlichkeit, die ihn in der Abgrenzung zur äußeren Welt gefangen hält. Die äußere Welt wird fremd und immer fremder, sie scheint so gar nichts mit den inneren Gesetzen zu tun zu haben. Sie scheint blasser, lebloser, fehlbarer und unerfüllter, als der Blick nach innen offenbart.
Die äußere Welt erscheint als unwissender Ort, der tief im Dunkel des Unbewussten ein würdeloses Dasein fristet. Der Mensch, der zu sehr in den inneren Dingen weilt, wähnt sich oft dem Höheren verpflichtet, das, mehr oder weniger subtil, über das Niedere triumphiert, das darin blind und unbelehrbar bleibt.
In beiden Fällen stehen sich „Gott“ und „die Welt“ feindlich gegenüber. Es ist diese Spaltung im Menschen selbst – im Einen wie im Andern – die außen und innen erst erschafft.
Das rechte Maß des Lebens findet sich weder da noch dort. So lange „die Welt“ glaubt ohne Gott zu sein und das, was wir für Gott halten, von der Welt abgewandt, sein eigenes Reich erschafft, bleiben wir im Dunkeln vor uns selbst. Wir grenzen weiterhin ab, erhöhen und erniedrigen uns, zeigen mit dem Finger auf den anderen und schüren den Krieg, der immer gegen uns selbst gerichtet ist.
Die Harmonie der Ausgewogenheit ist eine Kunst. Sie entsteht dort, wo keine Ablehnung herrscht. Dort, wo es kein Gegenteil gibt, wo Schwarz und Weiß den Ursprung ihrer Existenz erahnen. Den Ursprung, in dem sie seit jeher stattfinden. Schatten und Licht zeigen sich als Weltgefüge. Wir sind als Welt, die sich im Geist spiegelt. Wir sind Geist, der sich als Welt empfängt. Was Du im anderen ablehnst, ist in Dir unterdrückt. Was Du im anderen verherrlichst, ist in Dir ungelebt.
Ein Leben ohne Ablehnung ist frei jeden Weg zu gehen, der sich gerade offenbart. Die Navigation kommt weder von innen noch von außen. Hingabe an das, was ist, heißt Dasein, das Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel, Negativ und Positiv nicht in Getrenntheit sieht, weil es beidem angstlos und damit „ganz“ begegnet.
Wenn Dich der Artikel inspiriert hat, freue ich mich sehr über den Ausdruck Deiner Wertschätzung mittels einer Spende. Vielen Dank!
0 Kommentare