So what! Yamas! - Wir sind schon, was wir sind ...
Jeder Mensch erfährt die Erschütterung, die er braucht, um sich seines tiefsten Glaubens gewahr werden zu können. Glaube ist nicht, was wir tun oder haben. Glaube ist, was wir sind. Das, was wir sind, können wir nicht wissen. Erst, wenn das ganze System eine Erschütterung erfährt, können wir vom Glauben abfallen – und ihn sehen. Aber das ist falsch formuliert. Der Glaube fällt viel mehr von mir ab, als ich von ihm. Und so kann auch deutlich werden, dass es ungesehene (Zwiebel) Schichten sind, die auf der Ungreifbarkeit liegen, die ich bin. Jedes Mal, wenn eine Schicht abfällt, erkenne ich, dass da eine Schicht war. Vorher nicht.
Und jedes Mal bedarf es einer Erschütterung, damit etwas abfallen kann. Es bedarf einer Berührung, die so stark ist, dass etwas wach wird, um zu sehen!
Plötzlicher Einsturz
Du hast etwas über Dich geglaubt und plötzlich steht es in Frage. Aus heiterem Himmel! Natürlich kannst du sofort einen neuen Glauben annehmen, in den Du wie in einen Handschuh schlüpfst. Und das ist die übliche Bewegung. Oder Du hältst den Zustand der Erschütterung aus. Dieses Niemandsland, in dem kein Stein mehr auf dem anderen steht. Wie nach einem Erdbeben. Alle Häuser sind zerstört und die Menschen sitzen stumm davor. Überwältigt von dem plötzlichen Zusammenbruch von etwas scheinbar Stabilem. Es ist so überwältigend, dass es nicht „fassbar“ ist und sich deshalb auch kein Gedanke meldet, kein Kommentar dazu. Das ist geistiges Niemandsland.
Das ist Sein.
Hier kann klar werden, dass da etwas ist, das vor dem Glauben ist. Es wird klar, wenn nicht sofort nach dem nächsten „Glaubenszuhause“ gesucht wird und damit nach dem nächsten Halt. Wenn die Menschen sich nicht sofort wieder daran machen alles aufzubauen, nachdem es zusammengekracht ist, sondern sitzen bleiben. Und atmen. Fühlen. Sehen. Erfahren. Sich nicht bewegen. Dann spricht die Stille. Auf eine Weise, die nicht beschreibbar ist.
Jenseits des Glaubens
Wer bin ich ohne etwas, das ich über mich glauben kann? Diese Frage stellt sich dann nicht mehr. Denn dann erfährt sich Sein vor dem Gedanken über sich selbst. Du bist da. Und fühlst, was das bedeutet. Nacktes Ich. Ohne Kleider. Ohne Nacktheit. Sosein ohne Richtung. Einatmen. Ausatmen.
Basic.
Du bist am Bodensatz Deiner Existenz angelangt.
Hier gibt es weder Frustration noch Nichtfrustration. Denn das sind alles schon wieder Kleider auf dem Ich. Es gibt nichts das sich aussprechen lässt, denn alles Ausgesprochene ist ein Kleid, ein Etwas, das darauf oder darumherum liegt und nicht allein „Es“ ist. Du bist. Sein ist. Wortlos. Kommentarlos. Mittendrin in sich selbst.
Wenn der Blick in sich selbst versinkt, wohnt das Sehen seiner permanenten Auslöschung bei und gleichzeitig seiner andauernden Geburt. An diesem Punkt sind wir inmitten der (Er)Zeugung von Existenz.
Am Anfang ohne Ende
Wir sind inmitten von etwas, das immer und ständig geschieht, auch wenn wir uns nicht andauernd dessen gewahr sind. Wir trinken Kaffee und haben unsere Aufmerksamkeit bei dessen Duft und Geschmack und nicht bei unserem Herzschlag, der das Blut durch die Venen treibt und den Körper am Leben erhält. Und dennoch geschieht es. Genauso geschieht die Bewegung des Seins aus dem in sich gekehrten Auge des Absoluten heraus. Wenn wir das einmal auf allen Ebenen gesehen, gefühlt, erlebt haben (nicht nur in der Vorstellung), sind wir angebunden. Und von hier aus geht das Leben weiter. Im selben Szenario und doch mit anderen Vorzeichen.
Die Dimension von „Ich bin“ ist anwesend für sich selbst. Keine Suche mehr nach etwas, das ich sein soll(te). Weil ich bin. Und schon immer war. Nur ungesehen, weil ich viel zu beschäftigt war damit etwas zu sein, als nur zu sein. Genau dafür sind Erschütterungen gut. Den Weihnachtsbaum brauchst Du im Januar nur mit dem Finger anzutippen und alle Nadeln liegen am Boden. Sichtbar wird sein Gerüst.
Was erschüttert Dich?
Jemand sagt Dir etwas, das Du niemals für möglich gehalten hast und die Welt steht still. Dann fällt auf einmal von Dir ab, was Du vorher geglaubt hast und sichtbar wird Dein Gerüst. Du gehst gedankenverloren in Deinen Garten, bist nur leicht bekleidet, weil Du gleich wieder rein willst. Plötzlich rutschst Du aus und fällst hin. So schwer, dass Du Dich nicht mehr bewegen kannst. Es ist kalt draußen. Es regnet. Kein Handy dabei. Nichts, was Dich aus der Situation rettet. Du kannst nur da liegen. Erschüttert sein und erleben, was sich zeigt. Dein Gerüst. Dein Nacktsein vor Dir selbst …
Erschütterungen kommen immer unerwartet, immer plötzlich. In ihnen liegt, neben dem Unglück, auch ein großes Potenzial. Sie zeigen, was wir vorher nicht sehen konnten. Sie zeigen die Zerbrechlichkeit unserer hintergründig laufenden Glaubenssysteme. Und machen sichtbar, was keinen Glauben braucht, um zu existieren. Um zu sein, was es ist.
Wenn Dich der Artikel inspiriert hat, freue ich mich sehr über den Ausdruck Deiner Wertschätzung mittels einer Spende. Vielen Dank!
Liebe Nicole, wieder ein sehr interessanter Artikel! Ich kenne solche Erschütterungen, aber ich bin noch nicht im „Niemandsland“ verblieben und hab gleich versucht alles wieder aufzubauen. Das habe ich durch den Text gemerkt. Und es ist schön, dass Du jeamanden hast, mit dem Du so reden kannst. Ich leide da eher unter sogenannter „intellektueller Einsamkeit“. ;-).
Lieber Christoph, ja, ich weiß das auch sehr zu schätzen. Aber ich biete demnächst Gesprächsabende an. Vielleicht ist das ja was für Dich. 🙂 LG Nicole
Das Leben hat mir die Sprache verschlagen…..
Es fing alles so harmlos an: Als Kind verbrachte ich viel Zeit in der Natur, oft setzte ich mich an irgendeine Blume und genoss die große Freude im Anblick!!….Etwas, was ich jetzt im nachhinein amüsant finde: Immer wenn ich die Blume beim Namen nannte, schwand der Zauber…und ich kannte einen Trick: Wenn ich den Blumenname nur oft schnell genug vor mich dahinsagte bis der Name keine Bedeutung mehr hatte, kehrte der Zauber des Anblicks zurück…stille Freude breitete sich aus.
Heute würde ich dieses Erleben beschreiben mit ‚Name ist Schall und Rauch, umnebelnd Himmelsglut’…z.B..oder ich bin das erkennende Subjekt…
Nun denn: Ab da wollte ich erkunden was es denn mit dieser namenlosen, grundlosen Freude auf sich hat um diese Kostbarkeit permanent genießen zu können, also jederzeit, in all meinen möglichen, eher unmöglichen Lebensumständen…was muss ich denn dafür tun oder lassen war meine Frage???…Durch mein analytisches Vorgehen(da war sie schon wieder die spaltende Benennung, unbewusst…) auf der Suche nach mir selbst waren die Zusammenbrüche vorprogrammiert: Vermeintlichkeit um Vermeintlichkeit stürzten in sich zusammen in schmerzvoller Bahö. Die Suche nach dieser so geschätzten Freude zeitigte eher ein mühseliges Verfangen denn ein seliges Belangen..
Eine Ent-Täuschung um die nächste..der Mühsal kein Ende..bis ich, ich weiß nicht wie, urplötzlich in die Stille gefallen bin…ENTSPANNUNG PUR!! Sprachlosigkeit, Freude ohne Grund, atemberaubende, unspektakuläre Eröffnung dass
Stille sich selbst feiert als diese Form, die ich schon immer bin…in Freud und Leid, in Schönheit und Hässlichkeit, getragen von Grund loser Freude….ja fass ichs!! Ich liebe mich. Ich liebe es zu plappern, zu sprudeln…zu…..sprechen, zu schweigen, zu….Sinn und Unsinn, Zweck und Unzweck…
Ja das Leben hat mir die (analytische)Sprache verschlagen und mir die Stimme aus der Stille geschenkt…OHHH..DAANKE…
Na dann auf zum nächsten Streich! Cheers!