Das Leben als Antwort - anhören
Alles beginnt beim Absoluten. Bei jener Dimension, die allem Dasein zugrunde liegt. Wir nennen sie Gott oder das Unbeschreibbare … Es ist das, was jenseits aller Form und Bewegung als begrifflose Herberge aller Möglichkeiten und Unmöglichkeiten existiert. Es ist die Voraussetzung für alles Erfahrbare, obwohl es selbst nicht vom Erfahrbaren abhängt. Dennoch erscheint es als Gewahrsein. Gewahrsein gibt dem Absoluten ein Gesicht. So sieht das Absolute aus, wenn es in Erscheinung tritt.
Da ist nur Licht. Und es gibt niemanden, der darum weiß. Gewahrsein als der blicklose Blick, der etwas sieht, das von niemandem gesehen wird. Wie ein Baby, das sieht aber nicht weiß, dass es sieht. Es schaut einfach und ist in dieser Schau und mit dem Gesehenen verwoben. Da ist kein Unterschied. Wissen erscheint als Bewusstsein im Gewahrsein. Bewusstsein ist eine Vibration im Sinn- und wortlosen Dasein des absoluten Gewahrseins.
Bewusstsein manifestiert sich als alles, was ihm erscheint
Es ist die Vibration des Wissens im Nichtwissen des reinen Gewahrseins. Wir nennen diese Vibration Geist. Reiner Geist, der sich bewegt. Er ist es, der in und mit dieser Vibration Bewegung und damit Zeit, Raum und Erfahrung erschafft. Sein Instrument heißt Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit des Geistes manifestiert das, was im Bewusstsein erscheint.
Bewusstsein manifestiert sich als alles, was in ihm erscheint und es erscheint das in ihm, was durch den Geist erfahren wird. Bewusstsein wird sich durch den Geist im Menschen seiner selbst bewusst.
Wenn das Bewusstsein durch den Blick des Geistes eines Menschen schaut, erblickt es die Welt. Und nun kommt es darauf an, wie dieser Geist beschaffen ist. Seiner Natur nach ist der Geist eine Empfangsstation. Er empfängt Informationen über seine eigene Beschaffenheit. Die geistige Aktivität, die sich als Gedanken manifestiert, ist eine permanente Auswertung dieser Informationen.
Die Urmotivation heißt Überleben
Das Instrument des Geistes ist Aufmerksamkeit. Je nachdem, wo sie liegt, manifestiert sich das Erlebbare. Die Aufmerksamkeit, die in Dir in die Richtung ihres Interesses schaut, bestimmt darüber, mit welchen Menschen wir uns umgeben, was wir arbeiten, essen, trinken, wie wir uns verhalten, denken, fühlen. Der springende Punkt ist also Deine Aufmerksamkeit.
Sie entscheidet, wie Du Dich fühlst, was Du denkst, was Du tust. Ihre Motivation zu entdecken ist eine Kunst. Es ist eine Kunst herauszufinden, warum Du reagierst, wie Du reagierst, warum in Deinem Leben nicht das passiert, was Du Dir wünschst, sondern das, was Du bist. Oder besser gesagt, das was Dein Geist ist. Der menschliche Geist ist seit Anbeginn der Menschheit, konditioniert. Die Urmotivation der geistigen Konditionierung war und ist Überleben.
Je nachdem, welche Überlebensstrategien sich in unserer Kindheit im Geist etabliert haben, so sehen wir die Welt.
Zwei Pole des Erlebens
Eine Überlebensstrategie fragt Dich nicht, wie Du Dich wirklich fühlst. Ihr geht es nur darum gut durchzukommen. Auf Kosten Deiner Wahrheit. Das ist als Kind richtig und gut und dient Deinem Überleben. Doch im Erwachsenenalter erscheint sie als Hindernis.
Sie hält uns in einem Erlebenspol gefangen. Und wehrt den anderen Erlebenspol ab. Das hält uns in einem einseitigen Erlebensspektrum in einer Limitierung. Wir sind gefangen zwischen Wollen und Nichtwollen. Zwischen Gut und Böse. Das ist die Urpolarität des konditionierten Geistes. Bewusstsein, das durch diese Einstellung des Geistes sieht, sieht die Welt getrennt von sich selbst und immer konflikthaft.
Bewusstsein, das durch einen Geist blickt, der sich seiner bewussten Natur gewahr ist sieht die Welt nicht von sich getrennt, sondern als Ausdruck seiner selbst.
Der Faden der Wirklichkeit
Wenn du anfängst die Welt als einen Ausdruck Deines Geisteszustands zu verstehen, dann bist Du in der Lage in jedem Menschen, mit dem Du interagierst, einen Hinweis auf ebendiesen Geist zu entdecken. Dann bekommen Konflikte einen ganz anderen, viel offeneren Erlebenshintergrund oder sie verlieren sogar ganz ihre Bedeutung. Wird der konditionierte Geist transparent, kann Bewusstsein anfangen sich durch diesen Geist seiner selbst gewahr zu werden, was die Transparenz des Geistes verstärkt. Wie wird aber der Geist transparent?
Indem wir konsequent anfangen, den Faden der Wirklichkeit in uns verfolgen. Wenn uns ein Mensch durch seine Aussagen triggert, also irgendein schwieriges Gefühl in uns hervorruft, reagieren wir normalerweise mit einer Emotion. Wut, Traurigkeit oder Schmerz. Wir beschuldigen den anderen vielleicht uns verletzt zu haben, nicht ernst zu nehmen oder zu übergehen.
Wir übersehen dabei, dass diese Reaktion in Wirklichkeit die Abwehr des Gefühls ist, das in uns aufgestiegen ist. Wir wollen das Gefühl, das der andere in uns hervorgerufen hat, nicht fühlen. Das ist der springende Punkt. Den Faden der Wirklichkeit aufzunehmen bedeutet nun nicht der Abwehr und damit der Reaktion zu folgen, sondern die Aufmerksamkeit auf das Gefühl zu richten, das in uns hervorgerufen wurde.
In Wachheit und Präsenz erhalten wir die Information …
worauf wir in Wirklichkeit reagiert haben. Wir können hier erfahren, was das eigentliche Bedürfnis ist, das wir mit der Reaktion nach außen, in Schach halten.
Erst wenn wir das unbeliebte Gefühl an uns heranlassen, wenn es uns berühren darf, schwenken wir vom einen Pol zum anderen. Dann gehen wir vom bewussten Pol in den unbewussten und bringen dort Bewusstsein hinein. Ist das geschehen, herrscht überall das wissenden Licht unseres Selbst. Nichts ist mehr ausgeschlossen und der Geist wird transparent.
In einer Sprache gesagt, die vielleicht jeder kennt, könnte man sagen, das Ego ist im Gleichgewicht, weil es im Bewusstsein wahrgenommen wurde. Begegnest Du den Gefühlen, die in Dir auftauchen auf diese Weise, schmilzt die Trennung zwischen Dir und dem, was Du als die Welt empfindest, weil sie in Dir selbst nicht mehr herrscht.
Dann ist alles empfangen, was in Dir auftaucht und wird deshalb nicht mehr im außen wahrgenommen. Selbst wenn der Mensch sich nicht verändert hat, wirst Du ihn nun aus einer weiteren Perspektive wahrnehmen und nicht mehr auf ihn reagieren, weil Du nicht mehr betroffen bist.
Dein Bewusstsein ist überall anwesend, es herrscht kein Grund mehr für eine Abwehr irgendwelcher Gefühle, weil alle in Dir sein dürfen, wie sie sind. Diese Entspanntheit des Geistes kommt der Natur von Bewusstsein so nahe, dass der Blick in Offenheit empfängt, was sich ihm präsentiert. Er erblickt überall sich selbst.
Hier findest Du den Radical Talk vom 11. März 2023
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Wahnsinn. Selten eine so tiefe Wahrheit so anschaulich und klar erklärt bekommen. Nikole, du bist ein Geschenk!
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