Die Entpersönlichung der Seele - anhören
Schicht für Schicht trage ich ab. Schmerzschichten. Hoffnungsschichten. Traumschichten. Gedankenschichten. Ich enthäute mich in die Auflösung. Ich trage keinen Namen mehr und falle in saglose Liebe. Bis ich nichts mehr … gar nichts mehr … weiß. An diesem Ort bin ich nicht da, als Wissen über mich. Ich kenne mich nicht, als hätte ich nie existiert. Dieser Ort ist hier. Immer gegenwärtig. Nichtwissen heißt Einssein. Das große „Ich weiß nichts!“ – hat keine Grenzen um sich herum. Nichts wissen heißt: Die Welt verschwindet. Und wir mit ihr.
Was bleibt?
Sein mit sich allein. All ein Sein. Ich sehe zu, wie alles geht. Wie alles von mir geht, auch ich. Ich gehe auch von mir. Und das ist schön. Jeder Schmerz ist ein Festhalten und nur Festhalten tut weh. Sich selbst wirklich gehen zu lassen ist ein leiser, unmerklicher Vorgang. Der sich von selbst vollzieht. Nichts kann ihn aufhalten. Ich entgleite mir. Und Frieden bleibt. Vollkommenes Einverständnis. In diesem Augenblick.
Es ist schön, sich zu vergessen. Sich zu enthäuten. Leichtigkeit leuchtet auf. Stille Freude. Die Entpersönlichung der Seele ist wie ein Entgiftungsprogramm. Hochgradig reinigend. Von jedem Leid. Hier können wir erst wahrhaft Mensch sein. Denn nur gereinigt sind wir in der Lage so zu lieben, dass wir damit nicht die abhängige Bindung an den anderen, sondern die totale Offenheit für ihn meinen. Die Entpersönlichung der Liebe offenbart das Geöffnetsein, das offene Herz für alles, alles, alles. Alles ist heilig. Alles ist heil. Romantik ist ein sehr trauriger Irrtum. Tote Liebe.
Aber es dauert seine Zeit, bis man das merkt. Und das ist gnadenvoll. Dieser Prozess entfaltet mich in genau der richtigen Zeit. Sodass ich genug Zeit habe, mitzufließen. Ich bin nämlich langsam und vorsichtig. In mir.
Das habe ich lange nicht gesehen. Weil ich nicht gefühlt habe. Jetzt habe ich alles gefühlt. Immer und immer wieder, bis ich gesehen habe: Gefühle sind ein Festhalten. Sie sind gar nicht echt. Ich brauche sie genauso wenig wie Gedanken.
Liebe ist nicht Festhalten. Liebe ist Loslassen. Absolute Liebe ist Loslassen. Wunderschönes, einfaches, friedliches Loslassen. Keine Fragen nach dem Wohin. Ich weiß ja … Hier. Wo erst gar nichts festgehalten wird.
Ich gehe als Name und bleibe als Dasein. Ich gehe als Mensch und bleibe als Wissen. Als ein Wissen der vierten Art. Es ist das Wissen um das Allseiende. Nichts sonst existiert. Und wie es erscheint, bestimmt der Wille, der sich aus allen kollektiven Kräften formt.
Doch wo sind diese Kräfte, wenn nicht vollständig in mir? Ich bin: Das Kollektiv. Alles, was ich sehe, denke, fühle, schmecke, rieche … Ist das Kollektiv in mir. Kommunikation. Mit wem? Nur mit mir. So lange da immer noch eine Trennung wahrgenommen wird. Wenn sie wegfällt … Schweigen.
Das Selbst spricht nicht mit sich. Es kann nicht sprechen. Es ist. Vollkommen. Ich sehe es.
Ich nehme es wahr.
Das Ich ist wie die Stufen einer Leiter, die zuerst in den Himmel und dann in die Hölle führt. Oder umgekehrt. Wenn Du ihm folgst, wirst Du entdecken, dass es weder Himmel, noch Hölle gibt. Und ein Ich gibt es auch nicht. Und auch keine Leiter in irgendeine Richtung.
Alles, was es gibt, ist hier.
Und irgendwann wird klar: Hiersein gibt es auch nicht. Das ist der letzte Atemzug als Ich.
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Seelenschimmern – zartsinnig und zauberschön.
Danke, liebe Nicole! Eben hörte ich dir zu, ohne mitzulesen oder vorher gelesen zu haben. Es war wie Musik in meinen Ohren,… teilweise hörte ich wie ein Kind zu, dann wieder verstehend und gleichzeitig fühlend…. Einfach hingegeben und aufnehmend, diese Poesie genießend, die Weisheit fühlend… Verstand und Gefühl wurden wunderbar vereint… Danke von ganzem Herzen! 🤗
ja …………… musik …………..
wunderschön ♥
Danke liebe Nicole.Deine Worte sind wie eine wunderschöne Symphonie, die mein Herz verzaubert und mitnimmt in eine andere Welt, zu der mein logische Verstand keinen Zutritt hat.🥰